Europäische Holocaust Gedenkstätte / Kaufering VII
Geschichte und Gegenwart
Landsberg am Lech
Landsberg am Lech war hatte für die Nazis eine besondere Bedeutung: In dieser Stadt schrieb Adolf Hitler sein Buch "Mein Kampf" als er dort im inhaftiert von 1923 bis 1924 war. So nannte sich Landsberg ab 1933 stolz "Hitlerstadt" und "Stadt des Führers" und wurde zum Pilgerort. Die Zelle, in der Hitler eingesperrt war, wurde zu einem wichtigen Ort für die Anhänger des Nationalsozialismus. 1937 wurde Landsberg offiziell zur "Stadt der Jugend" ernannt. Nach den großen Parteiversammlungen in Nürnberg marschierten Gruppen der Hitlerjugend 1937 und 1938 nach Landsberg, um an einem besonderen Treffen teilzunehmen. Während der Nazidiktatur gab es in Landsberg elf Konzentrationslager, Außenlager des KZ Dachau, des KZ-Komplexes Kaufering. Dort wurden rund 23.000 Menschen, vor allem jüdische Häftlinge Opfer von Zwangsarbeit, bei der viele von ihnen aufgrund der katastrophalen Zustände in den Lagern ums Leben kamen. Die Häftlinge nannten diese Lager deshalb "kalte Krematorien". Etwa 6.500 Häftlinge wurden in Massengräbern in der Umgebung von Kaufering und Landsberg begraben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Kriegsverbrecher:innen, die in der amerikanischen Besatzungszone gefangen genommen wurden, in Landsberg inhaftiert. Das Gefängnis, in dem Hitler sein Buch schrieb, wurde von den Amerikanern als Kriegsverbrechergefängnis genutzt. Bis zum 7. Juni 1951 wurden dort 248 Kriegsverbrecher hingerichtet, darunter Oswald Pohl, Otto Ohlendorf und Paul Blobl. Nach der Befreiung der Konzentrationslager im Jahr 1945 wurde in Landsberg eines der größten Lager für Vertriebene eingerichtet.
Kaufering VII
Das KZ-Lager Kaufering VII wurde im September 1944 von der SS übernommen, nachdem es zuvor von der Organisation Todt (OT) errichtet worden war. In Kaufering VII waren Männer, Frauen und Kinder, insgesamt bis zu 2.000 Menschen, darunter viele Juden, gefangen. Sie waren Opfer des Holocausts und stammten aus verschiedenen Ländern Europas, Sie Häftlinge mussten unter schwersten und oftmals totbringenden Bedingungen Zwangsarbeit verrichten, um Bunker und andere Bauprojekte, wie das Betonteilewerk Held & Francke (alias Erich), zu erbauen. Im Januar 1945 wurde das Lager in ein Krankenlager umgewandelt. Die SS überstellte kranke, geschwächte und nicht mehr arbeitsfähige Häftlinge aus anderen KZs des Kaufering-Komplexes und dort ohne jegliche medizinische Versorgung dem Tod überlassen. Die Typhus-Epidemie verschlimmerte die Situation, und das Lager wurde unter Quarantäne gestellt, während rund 2.000 Menschen in nahegelegenen Massengräbern begraben wurden. Im April 1945, als die Alliierten näher rückten, verließ die SS das Lager, trieb die überlebenden KZ-Häftlinge jedoch gewaltsam auf Todesmärsche in Richtung Süden. Nach dem Krieg wurden in den ehemaligen SS-Baracken und Tonröhrgebäuden deutsche Vertriebene und Flüchtlinge aus dem Osten untergebracht. Diese Unterkünfte blieben bis Mitte der 1960er Jahre bestehen.
Die Gedenkstätte
An einem dieser 11 KZ Außenlager, Kaufering VII wurde von der Europäischen Holocaustgedenkstätte Stiftung e.V. die Europäische Holocaustgedenkstätte errichtet. Mehrere Bauabschnitte erfolgten in Zuge dessen 2011 bis 2018: die Tonröhrenbaracken, in denen die Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen untergebracht waren, wurden konserviert und sind auf dem Gelände der Gedenkstätte sichtbar, der Totenbunker wurde notgesichert, es gab Forschungsgrabungen. Auf der Website des Projekts, sind all diese Vorgänge, sowie Publikationen, die Planung des Dokumentationszentrums vor Ort und Informationen zu Geschichtsvermittlung der Stiftung wie Guided Tours und Besichtigungszeiten aufgeführt. Die Europäische Holocaustgedenkstätte Stiftung e.V. hat vor allem die Verantwortung, das ehemalige KZ-Lager Kaufering VII als lebendiges Zeugnis der Gewalt des Nazi Regimes. Sie möchte, dass dieser Ort als Ort des Gedenkens an die Leiden der Opfer und als Ort des Lernens erhalten bleibt. Ein zentrales Anliegen der Stiftung ist daher die Planung, Gestaltung und Errichtung eines Dokumentationszentrums für den gesamten KZ-Lagerkomplex Kaufering / Landsberg. Damit soll sichergestellt werden, dass das Wissen über diese geschichtlichen Ereignisse für gegenwärtige und kommende Generationen präsent bleibt. Die Stiftung übernimmt verschiedene Aufgaben, darunter die Entwicklung von Ausstellungskonzepten, die Verbreitung von Wissen über historische Ereignisse an authentischen Orten und die Erforschung sowie Vermittlung der jüngsten Geschichte im Landkreis Landsberg. Zudem fördert sie den Austausch und die Zusammenarbeit mit Gedenkstätten, Informations- und Dokumentationszentren, Museen, Universitäten und Schulen. Außerdem stellt sie verschiedene Ressourcen von Quellen, Archivalien und Objekten der Wissenschaft, der Forschung und der Jugendarbeit zur Verfügung.
Quellen zum Artikel
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Links
Akteur:innen
avArc
Kooperationen
Initiativen
- Website des Vereins LANDSBERGER ZEITGESCHICHTE. ERINNERN - FORSCHEN - DOKUMENTIEREN. Europäische Holocaustgedenkstätte Stiftung e.V.
- Website des Vereins Bürgervereinigung Landsberg im 20. Jahrhundert zur Erforschung der Landsberger Zeitgeschichte e.V.
Projekte
Institutionen
Arschlöcher
Künstlerische Auseinandersetzung
Oral History, Zeitzeug:innen
Weiterführende Informationen
Literatur
Fachliteratur
- Wolfang Benz; Barbara Distel (Hsg:innen): Der Ort des Terrors. Geschichte nationalsozialistischer Konzentrationslager, Bd. 1-9, München 2005, S.360.
- Encyclopedia of Camps and Ghettos, 1933-1945. A Publication Project of the United States Holocaust Memorial Museum
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Fachliteratur
- Wolfang Benz; Barbara Distel (Hsg:innen): Der Ort des Terrors. Geschichte nationalsozialistischer Konzentrationslager, Bd. 1-9, München 2005, S.360.
- Encyclopedia of Camps and Ghettos, 1933-1945. A Publication Project of the United States Holocaust Memorial Museum